Mittwoch, April 11, 2007

No Means No - Fabrik Hamburg 11.04.07

No Means No spielen heute abend in der Fabrik / Hamburg. Genau vor 13 Jahren habe ich sie da auch schon spielen sehen. Mein erstes Konzert, was ich nach meinem Umzug aus der deutschen Pampa in die große Stadt erleben durfte. Wahrlich ein Erlebnis. Und schon damals als 20-jähriger Zivildienstleistender dachte ich mir, dass die beiden Gebrüder Wright schon ganz schön in die Jahre gekommen sind. Ich weiß es nicht genau, aber ich schätze, dass die jetzt schon 50 Lenze auf dem Buckel haben. Und die rocken immer noch; schon seit knapp 30 Jahren. Wenn es Virtuosen in Sachen Punk gibt, dann diese Herren. Ich freu mich...
Hört euch das neue Album "Ausfahrt" an...


Damals


Heute



Digg!

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Dienstag, März 27, 2007

War of the Worlds - St. Pauli zerstört


Diese Maschine ist irgendwie am Nobis Tor (St. Pauli) aus dem Boden geploppt und hat alles zu Staub gemacht. Total destruction. Ich bin dann schnell zu meiner kleinen, klugscheißerischen Tochter und meinem pubertierend-patriotischen Sohn nach Hause gefahren, um sie aus der Stadt zu ihrer unglaublich öden Mutter und ihrem unglaublich langweiligen Neu-Papi zu bringen. Was für´n Tag. Bin leicht gestresst....

Montag, März 26, 2007

Rosenheim

Er ging die Strasse entlang wie an jedem Tag in der Woche. Ein ganz normaler Tag und doch so unerwartet anders.

Kaum ist man selber der Adoleszenz entschlüpft, gerät man auch schon in das gleiche Fahrwasser der Ältesten, die unaufhörlich jede Gelegenheit wahrnehmen, um auf die Zukunft unseres Landes in Form von Mädchen und Jungen in Schlabberhosen verächtlich herabzublicken. Mit solch Hochmut galoppiere auch ich desöfteren unsanft durch die Strassen meiner Welt und spucke von hohem Ross auf das Alter herab, dem ich gerade selber knapp entwachsen konnte und es immer noch nicht geschafft habe sämtliche Aufgaben, die für eine positive Identitätsentwicklung vonnöten wäre zu bewältigen.

Ich seh die prahlerischen H&M Halbstarken, die kleinen schreienden Hotelmädchen, die Elektrosmog-Armee, die Furzdownloader, die Sprechbehinderten und die Liebesverwahrlosten. Und dann bin ich froh, dass ich nicht mehr dazugehöre, sonder glücklicherweise meinen Sonntag mit meiner Wochenenddepression auf der Couch verbringe, die mir immer wieder freundlich auf die Schulter klopfend einfühlsam beibringt, dass ich nicht mehr dazugehöre. Wozu auch immer ?
Gestern ist mein Weg gekreuzt worden von einem, der noch dazugehört. Ein Homeboy auf Arbeit, in voller Montur. Hellblaue Baggyjeans, ausgelatschte Petrolsneaker, der notorische Kapuzer und die darüber geplusterte dunkelblaue Daunenweste, gekrönt durch die allseitsbeliebte Emblemkappe, die der ganzen Erscheinung den nötigen zusammenhaltenden Verschluß aufsetzt. Eine Konserve. Ein nie schlecht werdendes, aber trotzdem fad schmeckendes Allerlei, dass ein bisschen mehr als nichts schmeckt.

Moment... Irgendetwas stimmte hier nicht. Irgendetwas passte so gar nicht in mein so maßgeschneidert, vorgefertigtes Bild, welches ich so prompt abrufen konnte. Dieser lächerliche bunte Clon widersetzt sich meinem in Stein gehauenen Urteil, verspottet mein nicht zur Diskussion stehendes Wissen und attackiert mich verteidigend mit einem frisch in dunkles Packpapier eingerolltem Blumenstrauß, den er völlig selbstverständlich in der rechten Hand baumeln lässt. Die abgeschnittenen Stengel der einzelnen Blumen luken noch aus dem
Ende seiner geballten Faust hervor. Ich glaube Dornen zu sehen. Ich bin irritiert. Ein McDonalds Milchgesicht mit einem nicht gerade taschengeldkompatiblen Rosenbouquet.
Ich laufe schneller und bleibe dieser Fantsasiegestalt dicht auf den Versen, um meine Retina noch etwas länger mit diesem sonderbaren Anblick zu belohnen und mich an diesem Fehler in der Matrix zu erfreuen. Hier wird das System infiziert...

Jetzt erst sehe ich ihm in die Augen. Nichts naives, lästiges, dummes oder vorlautes ist zu erkennen.

Das einzige was ich in seinen Augen und auch in dem daranhängenden Gesicht lesen kann ist pure Entschlossenheit. Entschlossenheit die keinen Einwand erlaubt. Entschlossenheit, die jede zweifelnde Frage zum Schweigen bringt und zum schämen in die Ecke verweist. Dieser Junge, der so aussieht, als ob er hinter seinem Fubu Fell in keinster Weise weiß was er will und was Sache ist, scheint es mehr zu wissen als ich es ertragen kann. Er strahlt diese jugendliche Gewißheit aus, dass manche Dinge im Leben eben gemacht werden müssen, egal ob aus Liebe zu Etwas oder einfach der großen Scheiße wegen. Gut und Schlecht sind zu vergessende Kategorien, die der „richtigen“ weichen müssen.

Diese konsum und medien-verwahrloste Schaufensterpuppe, dieser Reihenhaus- Thug ist im Auftrag der Liebe unterwegs. Und mit der gleichen Konsequenz, in der er normalerweise im Rudel um Annerkennung buhlt, hat er sich unabänderlich auf den Weg zu seiner Angebeteten gemacht, die ihn aufatmen läßt, unter deren Hand er sich aus Uniformen entkleidet, die ihm ein Stück kindliche Unschuldigkeit wieder zurückschenkt und ihn einfach sein läßt, was er ist und nicht was er sein will, muss oder soll. Und so ist es nicht einmal Mut, dass ihn in voller Cliquen-Kluft und unter den Augen des ganzen nachbarschaftlich-tuschelnden Barrios mit einem Strauß Blümchen öffentlich aufblühen läßt. Es geht um die Tat, die im Inneren schwelt und gelebt werden will und nicht, um die Bewertung von irgendeiner Instanz außerhalb eines Brustkastens.

Mit der selben Selbstsicherheit wie mein junger Freund seine handvoll Flora Richtung Ziel trug, blieb er auch vor dem Schaufenster eines Juweliers stehen. Vornübergebeugt, das Auge voller ehrlichem Interesse, inspizierte er brilliantbesetzte Ringe aus der Abteilung Frau, dessen Inneleben er sich an anderen Tagen vielleicht ans Ohr gewünscht hätte. Wenn schon keine Yacht im Elbhafen, dann wenigstens eine am Kopf. Ich sah sein Spiegelbild im Anbetracht des Kleinods schon ernsthaft darüber kalkulieren, wie oft man in den Ferien hinter der Fritteuse bei McDo zu brutzeln habe, um der Ewig- und Einzigen die Liebe an den Finger stecken zu können. Seine Blicke wanderten von einem Objekt zum nächsten und ich sah mit immer mehr Gefunkel und Geglitzer das Bratfett nur so durch die Luft sudeln.

Und ich freute mich. Ich freute mich von ganzen Herzen, dass unter all den Kopfsocken, den babyblauen Ganzkörpertrainingsanzügen und den Sportschuhen aus Metall, dass hinter der harten Mine mit Schnurbartpflaum, der Monsterakne und den unkontrolliert maskulinen Bewegungen; ja, dass hinter all den Schichten pubertärer Tapete, irgendwo unverdorben ein Skelett mit nettem Kerl und tollem Hecht übriggeblieben ist. Und was man selber in der Vergangenheit als verrohter Restmensch abqualifiziert hat, wurde nun in diesem Moment in seiner Direktheit konsequenzloser als mein ganzes Leben und hielt mir den Spiegel vor. Mein Leben...Ein Leben voll von Vernunft und Erfahrungen, ein Leben des Darübernachdenkens und Abwägens. Ein Leben voll von Ruhe und Sicherheit, des Blasiertseins und der Unzufriedenheit. Und so wurde meine gelangweilte, vorschnelle Arroganz eines besseren belehrt und mit einem Gefühl von Reue und einer Brise Neid auf ein Leben aus dem Bauch habe ich die Scherben meines just kaputtgegangen Klischees aufgehoben, mir zu Hause nochmal angeschaut, um es dann zu etwas anderem, etwas neuen wieder zusammenzukleben. Etwas, dass wie der Versuch erscheint wie ich auszusehen. Etwas mit vielen Brüchen, abgesplitterten Ecken und Kanten. Mit verzogenen Seiten und einer abröckelnden Oberfläche. Etwas für das man keinen Namen findet, obwohl man für ansonsten alles eine passende Schublade öffenen kann. Eine Unform. Nichts Hässliches, aber auch nichts Schönes.

Erst gibt es die Regel, dann gibt es die Ausnahme und dann bricht das System in Stücke. Gut das andere anders sind als man denkt, schlecht, dass man weniger ist als man glaubt.
Und deswegen auch völlig egal, dass sich der Junge durch den freundlichen Blumenstrauß eine Entjungferung und anderthalb Monate Sex erhoffte und in dem Ring die Verheißung eines Arschficks sah.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

Jan Delay Konzert 18.10.06 Hamburg Docks

Leude, ich sitz hier gestern rum und bastel die ganze Zeit an meinem Blogsystem rum, als mich nach stundenlangen Rumgehocke Paulus anruft und fragt, ob ich nicht mit zum Delay Konzert gehen will. Im ersten Moment hat sich bei mir da nicht so viel geregt. In das Album hatte ich nur mal kurz reingehört und die Begeisterung hielt sich wahrlich in Grenzen. Da war mir zu wenig Dreck drin. Irgendwie zu clean. Naja, soll ja auch ne Pop Platte sein. Erst auf den Reggae losgegangen, als Dj die 80er ausgekramt, jetzt Funk, als nächstes Rock und in 20 Jahren wird dann auf Orff Instrumente geflasht. Irgendwie hab ich mich innerlich die ganze Zeit gewehrt. Aber ihr wisst ja wie das ist. Man hat sich den ganzen Tag noch nicht bewegt und es gibt was umsonst. Und eine Chance gegen meine innere, völlig unbegründete Anti-Haltung und Verbohrtheit sollte ja jeder bekommen. Also ich zum Docks. Basti angerufen, der spontan die noch übriggebliebene Karte grabben konnte.

Das Konzert war ausverkauft und dementsprechend proppevoll. Die Zuschauerreihen gingen ungefähr drei Meter hinter dem Eingang los und ich konnte die Bühne als kleinen lustig, leuchtenden Punkt am anderen Ende der Halle ausmachen. Dann vor mir noch eine Riesenwand schwitzender, 2 m großer Oberprimaner, die ihren Flashgott huldigen wollten. Ich dachte schon ich bin zu alt für den Scheiß. Im gleichen Atemzug hat mir eine innere Stimme sehr sanft zugeflüstert: "Ramin, wie stellst du dich denn an, du bist doch keine 50, entspann dich, such dir ein einigermaßen gutes Plätzchen und genieß die For-Free-Show." Okay, eigentlich hat er ja Recht, wer auch immer da gesprochen haben mag. Ich habe mich dann an ein paar gigantisch großen Teenagern vorbeigepirscht und ihren Freundinnen, die sich mit mir eher auf der Zwergenebene bewegten, noch Platz gelassen an mir vorbeizuschauen. In diesem Akt der Selbstlosigkeit ging es mir gleich besser und auf meinen Zehenspitzen balancierend habe ich mir das Treiben auf der Bühne näher betrachtet. Also nur einen Ausschnitt, weil immer irgend ein Schädel, eine winkende Hand oder groovende Schulter im Weg war. Auf einer solchen habe ich dann auch ab und an mein zu schwer gewordenes Kinn wie ein Dackel abgelegt, was jedeoch von den großen Menschen keiner wirklich mitbekommen hat. So konnte ich mich endlich mal auf die Musik konzentrieren.

Die ersten 20 Minuten waren noch nichts so berauschend. Der Sound war gut, aber auch glatt. Also funky und stinkend war hier nichts. Die Stimmung hingegen war bei den anderen von Anfang an richtig am brodeln und kochen. Eißfeld, ein tighter Entertainer, hat sehr überlegen durch den Abend geführt, kleine Spielchen mit Band und Publikum moderiert (z.B. Stop Tanz) und insgesamt viel Spass da vorne auf der Bühne gehabt. Und so ganz langsam hat er mich weichgekocht. Mal ein bisschen Klatschen, ein dezenter Hüftschwung und mal einen Refrain auf den Lippen. Je länger es ging umso mehr hat mich das ganze geschickt. Dann die alten Jan Delay Reggae Hits, ein geiles von der Band gespieltes HipHop Medley, ein Ausflug in die 80er mit knarzenden Sythies und Eißfeld hinter den Kongas; gefolgt von Gloria Estefan oder The Eye of the Tiger bis hin zu Reel to Reel "I like to move it. move it" und Hamburg Lyrics auf Seven Army Nation von den White Stripes. Irgendwann hat er und die Band mich gehabt. Ich hab nachgegeben, mich von der geilen Atmossphäre ansstecken lassen und konnte nicht mehr wiederstehen. Scheiß drauf ob der Sound jetzt Funk, Pop, Reggae, Disco, Rave oder Rap ist.... der Sound ist Jan Delay. Das war total stimmig was da vorne passiert ist und ich war zu dumm es zu kapieren. Hat der alte Sack mich doch rangekriegt und mich wahrscheinlich als einen der Letzten überzeugt. Die Leute um mich herum waren sowieso auf Wolke 7 und waren nicht mehr runterzuholen, nachdem Bo als Gast mit Eißfeld noch mal "Türlich,Türlich, sicher Digger" angestimmt hat. Was in seiner Doofheit für ein geniales Lied, welche Massenhysterie. Wahnsinn. Denyo durfte auch noch mal aus dem Schatten der Bühne und seines Rapkollegen treten.

Nach gut 90 Minuten war dann erst mal Schluss. Riesen Applaus, Jan Delay - Sprechchöre, Zugabe, die Ansage, dass man als Publikum das geilste ist (nach Eißfelds Aussage noch viel geiler als das Hamburger Publikum am Tag davor - neben mir waren so junge Jungen -klein kann man bei denen ja nicht sagen - die auch der Meinung waren, dass das Konzert "heute" noch viel geiler als gestern gewesen sein soll- die geben ihr Taschengeld tatsächlich für Doppel-Delay aus), dann das super Rio Reiser Cover, wieder von der Bühne, wiederkommen für den letzten Song, für das Highlight, auf welches alle gewartet hatten. "Im Arsch". Plötzlich taucht eine schwarze Hutkrempe auf. Udo ist da. Die Leute kreischen im epileptischen Wahn als ob sie ein Raumschiff gesehen hätten. Udo, Udo. Und uns Udo mit uns Eißi singen sich mir ins Herz. Dieses Aufeinandertreffen der Generationen. Der Telenovela Flash. Das ganze so harmonisch, glücklichmachend und freudespendend. Ein großartiges Ende.

Ehrlich Leute. Fast noch nie bin ich so mürrisch auf eine Konzert, welches mich eigentlich sonst nicht interessiert hätte und am Ende so zufrieden mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen. Dagegen konnte sich dieser Analyse Kopf der gerade in Bezug auf Musik viel zu oft am laufen ist einfach nicht wehren. Er wurde ausgeknippst und gute Mucke reingelassen. Restlos überzeugt, wie konnte ich nur so doof sein, wie konnte ich das übersehen. Ich kann nur sagen: Herr Delay, ganz großen Respekt und eine tiefe Verbeugung. Und danke für das ganze Bier auf der After Show Party.

P.S.: Mal sehen was ich zu sagen habe, wenn ich das Album jetzt noch mal hören werde.


Mittwoch, Oktober 18, 2006

Mr. Nonski Ausstellung

Mr. Nonski a.k.a. Schorschetto, wie wir Chaibrüder ihn liebevoll nennen, stellt seine Werke unter dem Titel He came back in pieces einen Monat lang vom 14.10. bis zum 12.11. in der Vicious Gallery (Bernstorffstr. 153 in Hamburg-Altona) aus. Das ganze könnt ihr euch montags - freitags von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr auf der Netzhaut zergehen lassen.

Ich selber war noch nicht da, werde aber der Ausstellung in den kommenden Tagen auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Denn alles was ich in den letzten Jahren von Mr. Nonski zu Gesicht bekommen habe, hat mich begeistert, war sehr eigen und fernab von dem ganzen Grafiker Einerlei, den man ansonsten so aufgebrummt bekommt. Wenn ich mich an das Teamsport Logo erinner, das uns Nonski damals zum Plattenrelease gestiftet hat, wird mein Kopf wieder schummrig; so schön und so in sich verästelt war das ganze. Geil auf den ersten Blick und verliebt auf den zweiten. In Zusammenhang mit Nonski wird von form illustrations gesprochen. Aus einfachen grafischen Formen wird neues gebastelt, worauf sich auch der Ausstellungs-Titel He came back in pieces beziehen dürfte. Ich habe großen Respekt, dass Mr. Nonski dieses Projekt auf die Beine gestellt hat, da hier endlich mal wieder jemand beweist, dass das Grafikerdasein nicht nur mit Kundenprostitution gleichzusetzen ist. So eine Einstellung lebt weiter. Checkt Mr. Nonskis Arbeitsstätte, das Grafik Design, Illustrations und Storyboard Labor namens Spielplatz 3000. Yeah, he delivered...

Dienstag, Oktober 17, 2006

Frida Kahlo Ausstellung - Brucerius Kunst Forum Hamburg

Das Brucerius Kunst Forum, das ja in letzter Zeit schon Rodin und Kokoschka nach Hamburg gebracht hat, stellt vom 15. 06. - 17. 09. Bilder von der wichtigsten mexikanischen Künstlerin aus. Frida Kahlo war eine schillernde und interessante Persönlichkeit. Tochter eines deutschen Vaters, der mit 18 Jahren nach Mexico ausgewanderte und dort eine Mexikanerin heiratete. Nach einem Busunfall, an dessen Folgen sie ein lebenlang zu leiden hat, fängt sie während der Zeit ihrer Genesung im Bett an zu malen. Ihr körperliches Leiden ist immer wieder Thema ihrer Bilder und Ausdruck ihrer Qualen. Sie heiratet Diego Riviera, einen der damals bedeutensten Maler Mexikos, mit dem sie eine leidenschaftliche, von Untreue und Eifersucht oftmals überschattete Beziehung führt. Diego hat Affairen, unter anderem auch mit Fridas Schwester. Frida hingegen erobert Leo Trotzki, den russischen Revolutionär, der aus seiner Heimat nach Mexico flüchten musste und dem dies vor allem durch die Hilfe Diego Riviera gelang. Frida lässt sich von Diego 1939 scheiden und heiratet ihn 1940 zum zweiten mal. Nach ihrem Unfall ist sie nicht mehr in der Lage Kinder zu bekommen. Mehrere Fehlgeburten verarbeitet sie in verschiedenen Bildern, wie z.B. in Frida und die Fehlgeburt oder Henry Ford Hospital. 1938 zeigt das erste mal eine New Yorker Galerie Bilder von Frida Kahlo. Die erste Austellung in ihrer Heimat fand erst 1953 statt. Zu dieser Zeit schon ans Bett gefesselt, lässt sie sich im selbigen zur Ausstellung tragen. Wenig später muss ihr der rechte Fuss amputiert werden. Am 13. Juli 1954 stirbt sie an einer Lungenembolie. Es gab immer wieder den Verdacht, dass sie Selbstmord begangen haben könnte, was jedoch nie aufgelärt wurde, da Diego Riviera ihren Körper nicht zur Obduktion frei gab.




Frida Kahlo ist die mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos, wenn nicht sogar Lateinamerikas. Ihre Bilder wurden von der mexikanischen Regierung offiziell zum "nationalen Kulturgut" erklärt. Ihre Bedeutung als Künstlerin gewinnt Frida in der Aufarbeitung ihres Leidens in ihren Bildern - insbesondere natürlich ihrer chronischen Krankheit, aber auch ihrer Eheprobleme. Von ihren 143 Bildern sind 55 Selbstbildnisse. Nach unzähligen Operationen an Wirbeln und der Amputation ihres rechten Fußes blieb von Fridas Lebensfreude in ihrer Kunst kaum etwas übrig. Frida wirkt in all ihren Bildern ernst, wobei die Ernsthaftigkeit aber meist von hellen Farben kontrastiert wird. Ihr Damenschnurrbart und die zusammengewachsenen Augenbrauen werden in ihren Selbstporträts zu ihrem "Markenzeichen" und zeugen von ihrem Mut zur Hässlichkeit; oft werden sie von ihr viel stärker hervorgehoben als sie in Wirklichkeit waren. Gerne werden von ihr kleine Symbole ihrer seelischen und körperlichen Wunden in ihren Bildern versteckt. Frida Kahlos Bilder haben surrealistische Einflüsse, jedoch lehnte sie selbst diese Etikettierung ab.

Auf die Nähe zu der europäischen Avantgarde legt die Brucerius Ausstellung einen Schwerpunkt. Es wird immer wieder vergleichend an anderen Bildern europäischer Künstler gezeigt, dass Frida Kahlo eine Kennerin dieser Werke gewesen sein muss und wie sie davon beeinflusst mit einem völlig anderem kulturellen Hintergrund eine eigenständige künstlerische Herangehensweise entwickelt, in der indigene und mexikanische Motive eine wichtige Rolle spielen. Sie selbst inszenierte sich mit hochgesteckten Haaren, traditionellen Kleidern und selbstgemachtem Schmuck der Eingeborenen als eine Frau, die leidenschaftlich zu ihren Wurzeln steht.

Ich kann die Ausstellung nur jeden empfehlen. Wenn ihr sie besuchen solltet, dann gönnt euch die sehr informative Audiotour, bei der ihr über Kopfhörer und Empfänger zu jedem Bild auf Tastendruck wertvolle Zusatzinformationen erhaltet, die die Welt und das Leben Frida Kahlos immer wieder mit ihrem Werk in Verbindung bringt.

Für alle die einen ersten Einblick in Frida Kahlos Leben und Werk riskieren wollen ist der Film Frida mit Salma Hayak ein guter, unterhaltsamer, aber an der Oberfläche verweilender Einstieg. Der Film basiert auf Hayden Herreas Biografie "Frida Kahlo - ein leidenschaftliches Leben"





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T-Mix Austellung von Giraffentoast

Am 1. September beginnt die T-Mix Ausstellung von Giraffentoast. Vernisage Beginn ist um 20:00 Uhr in der Galerie Linda in der Hein Hoyer Strasse 13 (St. Pauli). Das T in T-Mix steht wohl für T-Shirt. Denn 100 Stück davon sind jüngst von Giraffentoast an verschiedene nationale und internationale Künstler verteilt worden, die den Sommer über Zeit hatten sich kreativ auf und mit den Shirts auseinanderzusetzen. Es gab keine Beschränkungen und das gute Stöffchen durfte bemalt, bedruckt, zertragen, zerrissen, bestickt, bespuckt oder umgenäht werden. In Bezug auf Wassermalfarbkasten bin ich ja nicht unbedingt für mein Bildende Kunst bekannt. Da ich trotzdem ein Shirt haben wollte, habe ich den Vorschlag gemacht, ob nicht die Kinder, mit denen ich zusammenarbeite, das Kunstobjekt nach ihren Wünschen gestalten könnten. Gesagt getan.




Ich habe das noch heile Oberkleid mitgenommen und es unbefleckt in die Mitte unseres Basteltisches geworfen, eine Kiste Textilfarbe daneben gestellt und der Horde an 6-12 jährigen Hyänen erläutert, dass das jetzt ihr T-Shirt sei, welches sie im Rahmen einer Ausstellung von Giraffentoast "designen" dürften. "Macht was ihr wollt, alles ist möglich" Ach, was war das für ein herrlicher Anblick, wie manche Kids ohne zu überlegen den Pinsel geschnappt haben, um sich völlig anarchisch mit ein paar dicken Farbklecksen aufzuwärmen und zu verewigen. Was mir so gut gefallen hat bei der ganze Sache, ist die Tatsache, dass die Kinder nichts diskutieren mussten, dass sie sich gegenseitig nicht wie sog. Designer mit Stylefragen vollgesülzt haben. Sie haben angefangen und aus dem Bauch heraus ein Stück ehrliche Kunst produziert. Und damit bildet das T-Shirt sicherlich ein extremen Gegenpart in Vergleich zu all den anderen Exponaten, die von "professionellen" Künstlern hergestellet wurden.

Die Ausstellung soll natürlich auch Treffpunkt und Austauschbörse für alle Kreativen sein, die an diesem Projekt beteiligt waren. Dj´s legen dazu noch ein bisschen auf und am Ende werden die Shirts durcheinander gemixt , so dass jeder Teilnehmer am Ende der Ausstellungstage das Shirt eines anderen erhält. Auf meins darf man sich schon freuen ! Die Kinder müssen leider ins Bett.

Infos zur Ausstellung bei : Giraffentoast / Chez Linda


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